Impressionen aus dem inrev-Talk „Sprachsensible Perspektiven“

Am 10.10. fand unser fünfter inrev-Talk statt und stand unter dem Thema „Sprachsensible Perspektiven”. Die Idee des inrev-Talks: Ein kurzer, thematischer Impuls als Einstieg in ein lebendiges Gespräch, bei dem professions- und handlungsfeldübergreifend diskutiert und überlegt werden kann. Dr. Britta Lauenstein stellte sich der Herausforderung, in maximal fünf Minuten in das Thema „Sprachsensibilität” einzuführen und das Gespräch durch Denkimpulse zu eröffnen.

In ihrem Impuls nahm uns Britta Lauenstein zunächst in die Welt der Sprache an sich und schließlich in das Konzept der Leichten Sprache mit:

Sprache als Schlüssel zur Welt

  • Verständliche Sprache als Schlüssel zur Teilhabe
  • Gesellschaft zu großem Teil sprachlich bestimmt
  • Teilhabe ist abhängig von Sprache
  • Zugang zur Sprache setzt ihre Verständlichkeit voraus
  • Verständlichkeit ist relativ –> ich kann ein anderes Verständnis von Verständlichkeit haben als die anderen Anwesenden
  • Notwendigkeit von Zumutungen

Das Konzept der Leichten Sprache

  • Intentionen und Funktionen:
  • Barrierefreie Kommunikation
  • Möglichkeit zur selbstbestimmten Information
  • Partizipation
  • Lernfunktion: Lerneffekt dadurch, dass Begriffe erklärt werden
  • Brückenfunktion: Übergang zu Texten, die dann schwieriger sind (von Psalm 23 in LS zu Lutherdeutsch)

Angemessenheit als pragmatisches Kriterium (Bettina Bock)

  • Die Leser*innen à adressat*innenbezogen
  • Zweck des Textes à funktional/kommunkationsbereichsbezogen
  • Der Inhalt des Textes à sachlich-inhaltlich
  • Die Lese-Situation à bezogen auf weitere situative Merkmale
  • Autor*in und Auftraggeber*in à sender*innenbezogen

Impressionen aus der Diskussion

  • Wir sind in der religiösen Bildung auf metaphorische Sprache angewiesen, die für Menschen mit bestimmten Gegebenheiten schwierig ist. Wie lässt sich damit umgehen?
    • Es gibt gute Erfahrungen damit, verschiedene Stufen und Zugänge zu überlegen und zu schauen, auf welcher Ebenen die Zielgruppe ‚andockt‘. Die Zielgruppe ist maßgeblich dafür, welches Sprachbild geht.
    • Begriffe erlebbar machen über das Handeln und die Begreifbarkeit im Wortsinne

Texte in Leichter Sprache sind immer der Beginn von einem Dialog. Sie sind immer nur der Anfang von etwas und es ist wichtig, in der Kommunikation zu bleiben.

  • Wie kann man Leichte Sprache mit gendersensibler Sprache zusammenbringen?
    • Eigentlich passt es nicht zusammen, weil es die Sätze länger und komplizierter macht. In der Schriftsprache hat man keine Chance, aber in der gesprochenen Sprache ist es wichtig, das aufzubrechen und zu erklären, zum Beispiel, wenn man den Begriff „Jünger“ verwendet.
    • Wenn Leichte Sprache allerdings als Argument gegen Gendern verwendet wird (im Sinne von „das ist ja zu schwer zu verstehen“), dann werden Gruppen gegeneinander ausgespielt. Das Problem, nicht geseen zu werden, trifft ja auch auf diejenigen zu, für die Leichte Sprache ist. Gendervielfalt muss also in der Sprache auftauchen, um abzubilden, dass es das gibt und dass es wichtig ist. Wichtig ist hier der Faktor der Angemessenheit, z.B. bei einem Bibeltext: Was ist das Ziel des Gesprächs und was ist das Thema?

  • In Leichter Sprache neig man dazu, stärker zu kontrastieren, was schnell anschlussfähig für Antisemitismus u.a. wäre. Gibt es da Ideen zu?
    • Leichte Sprache tut weh und nennt Dinge beim Namen, die die politisch korrekte Sprache umgeht. Zugleich muss sie sich auch dem Vorwurf der Kontrastierung und Moralisierung stellen – gute Leichte Sprache zu machen ist richtige Schwerarbeit. Auch hier gilt, dass man den Text nie einfach so stehen lassen kann, sondern das Gespräch dazu braucht.

Sprache schafft Wirklichkeit. Wir haben die Verantwortung, zu fragen: Was ist die „Wirkichkeit“, die wir darstellen?

Es ist hilfreich, sich diverse Menschen (mit Behinderung, People of Colour, usw.) als Zielgruppe in der Vorbereitung vorzustellen.

Religionsunterricht als Unterricht bietet die Möglichkeit, im Gespräch die Sachen zu bearbeiten und mit den Schüler*innen zum Thema zu machen.


Der nächste inrev-Talk findet am 12.12. um 18.00 wieder via Zoom statt. Das Thema wird die „Fragilität der Psyche“ sein und unsere Impulsgeberin ist Janine Wolf. Sie sind noch nicht im Verteiler für die Zugangsdaten und möchten dabei sein? Dann schicken Sie einfach eine kurze formlose Mail an anna.aurich@uni-hamburg.de.

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