In unserer Rubrik „Perspektiven und Schlüsselthemen“ finden sich nun zwei neue Texte der Religionswissenschaftlerin Prof.in Dr. Anne Koch (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg) zum Terminus der ‚Weltreligionen‘. Hier gibt es zwei Teaser von Frau Koch zu den Texten:
Dringender Nachholbedarf. Der Anachronismus ‘Weltreligionen’ in der Didaktik religiösen Pluralismus (2021)
Wenn es um das Interreligiöser Feld geht, sind auch heute noch in vielen Bereichen – von Bilderbüchern bis zu akademischer Literatur – bestimmte Ordungskategorien in munterem Gebrauch, die dem 19. Jahrhundert oder noch früheren historischen Konstellationen entstammen. Man denke an Buchreligion, abrahamitischen Religion, Urreligion und Weltreligion. Das ist inzwischen als problematisch erkannt, da die damaligen Aufgaben, vor denen Gesellschaften standen, nicht die gleichen sind wie heute. Im 19. Jahrhundert des Imperialismus war es die Verunsicherung durch die vielen andersartigen ‚Kulte‘, die dazu führte mit den ‚Weltreligionen‘ wieder eine klare Ordnung, Wertung und Hierarchie nach dem Vorbild des Christentums zu etablieren. Heute sind die Herausforderungen in Migrationsgesellschaften, globalem Tourismus und Digitalisierung ganz andere. Dass dafür die Sortierungsschublade Weltreligionen nicht hilfreich ist, führt dieser Artikel vor Augen.
Vom Umgang mit religiöser Vielfalt in Kinderbüchern zu ‘Weltreligionen’ (2021)
Wahrscheinlich denken sich erstmal viele nichts, wenn sie ihren Kindern, Patenkindern oder Kommunionkindern ein Kinderbuch zu Weltreligionen schenken. Dass in diesem Themenfeld von Kinderbüchern allerdings sehr viel von westlich kolonialem Denken noch immer transportiert wird, macht der Artikel deutlich. Er analysiert aus einer postkolonialen Perspektive mehr als zehn Kinderbücher, die Weltreligion im Titel führen.